Bis 5.600 Meter hoch ragen die Gipfel des großen Kaukasusgebirges zwischen Schwarzem und Kaspischem Meer. Aus unzähligen Gletschern stürzen eiskalte Gebirgsflüsse in feuchtwarme Wälder der Tieflagen. Bergmischwälder bedecken die Hänge des Kaukasusgebirges, üppig feucht dampfen die Regenwälder an der östlichen Schwarzmeerküste. Kräftige Winde fegen über die trockenen Steppen Aserbaidschans und die baumfreien Bergwiesen des südlichen kaukasischen Hochlands.
Die Region der ökologischen Superlative
Der Kaukasus ist eine Ökoregion der Superlative zwischen Europa und Asien: Vom Gletscher bis zur Halbwüste, vom Trockenwald bis zum Regenwald.
Lage: Zwischen Schwarzem und Kaspischen Meer in der Grenzregion von Asien und Europa
Länder: Armenien, Aserbaidschan, Georgien, Teile von Russland, Türkei und dem Iran.
Fläche: 580.000 Quadratkilometer – etwa 1,6 mal so groß wie Deutschland
Lebensräume: unterschiedliche Waldökosysteme, Süßwasserökosysteme und Feuchtgebiete, Küsten- und Marine Ökosysteme, Hochgebirsökosysteme.
Einzigartige Artenvielfalt
Mit den unterschiedlichen Landschaftstypen ist der Kaukasus eine Ökoregion der Superlative. Entsprechend groß ist die Artenvielfalt. Im Kaukasus findet man noch die letzten Leoparden Europas, Wisentherden wandern wieder durch die Bergmischwälder des Großen Kaukasus und hier leben noch Wölfe, Braunbären und Luchse, die in Mitteleuropa seit ihrer Ausrottung erst in letzter Zeit allmählich wieder heimisch werden. Aber auch andere seltene und endemische Arten leben hier, darunter das Gmelin-Mufflon, der Kaukasus-Maral, die Bezoarziege (Steinbockart), der West- und der Ostkaukasische Tur oder das kaukasische Birkhuhn – diese Arten kommen nirgendwo sonst auf der Welt vor.
Saubere Flüsse ohne Dämme oder Staustufen sind auch für die sieben Störarten wichtig, damit sie erfolgreich aus dem Schwarzen und dem Kaspischen Meer in die Flüsse aufsteigen und dort laichen können.
Von 7.000 bislang erfassten (Gefäß-) Pflanzen im Kaukasus wachsen über 1.700 Arten ausschließlich dort, sind also endemisch. Nirgendwo sonst in den gemäßigten Zonen der Erde gibt es eine vergleichbar hohe Zahl.
Auch vertraute Strauch- und Baumarten, die in unseren Gärten wachsen, stammen aus dem Kaukasus, wie zum Beispiel einige Rhododendrenarten. Der Großteil des Saatguts für die Nordmanntanne – unseren beliebten Weihnachtsbaum – stammt aus dem Kaukasus.
Mitten im Krisenherd
Mit dem Ende der Sowjetunion kam es im Kaukasus zum wirtschaftlichen Zusammenbruch. In den 1990er Jahren erschütterten blutige Auseinandersetzungen die Region. Aus der Not heraus, an Brennholz zu kommen, und durch unkontrollierte Beweidung wurden viele Wälder stark geschädigt und die Wilderei stieg dramatisch an.
Die Übernutzung der Natur-Landschaft durch den Menschen und die Auswirkungen der Klimakrise führten zu Bodenerosion und verstärken das Risiko von Naturkatastrophen wie Lawinen und Überschwemmungen. Infrastrukturprojekte wie Staudämme, Fernstraßen, Öl- und Gaspipelines, aber auch Gold-, Kupfer- und Molybdän-Tagebergbau bieten der Region zwar Entwicklungschancen, bergen aber auch Gefahren für Mensch und Umwelt. Die Lebensraum-Zerstörung und Zerschneidung bleibt auch weiterhin das größte Problem im Kaukasus.